Gerhard Richter, abstraktes Bild, Öl auf Leinwand 155x150cm Olbrich Collection
Gerhard Richter, abstraktes Bild, Öl auf Leinwand 155x150cm Olbrich Collection

Kunstpalast Ehrenhof Düsseldorf

Gerhard Richter Verborgene Schätze

Werke aus rheinischen Privatsammlungen

vom 05.09.2024 bis 2.2.2025

Kurator: Markus Heinzelmann, Richter-Experte und Professor für Museale Praxis an der Ruhr Universität Bochum

 

Rund 120 Werke Gerhard Richters sind in der Ausstellung in der Kunsthalle zu sehen. Insgesamt beläuft sich das Werk des Malers auf über 4000 Objekte. Von Beginn seiner künstlerischen Tätigkeit an, dokumentierte er systematisch seine Werke in Werkverzeichnissen. Fälschungen haben da kaum eine Chance, erklärte Kurator Markus Heinzelmann auf die Frage eines Journalisten, ob es Hinweise darauf gäbe. Richter zählt zu den bekanntesten Künstlern der Welt und wohl zum bedeutendsten des 20. Jahrhunderts in Deutschland.

 

Kurator Markus Heinzelmann, Richter-Experte und Professor für Museale Praxis an der Ruhr Universität Bochum vor dem Gemälde "Helga Matura mit Verlobtem" von Gerhard Richter.

1961 flüchtete  Gerhard Richter von Dresden aus ins Rheinland und begann  ein zweites Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf. Dort knüpfte er wichtige Kontakte mit Galeristen und präsentierte erste Ausstellungen. Er freundete sich u.a. mit Sigmar Polke an und lernte Josef Beuyss kennen. Sammler und Sammlerinnen wurden bereits in den 60er Jahren auf ihn  aufmerksam und erwarben seine Werke. Darunter waren neben Privatpersonen auch Unternehmen und große Konzerne. 

 

Kurator Jörg Heinzelmann bedankte sich bei den Leihgeber und Leihgeberinnen, die über Monate auf ihre Bilder verzichten müssen. Sie hängen sonst in Wohnräumen und Eingangshallen von Unternehmen (zwei große Gemälde dieser Schau: Victoria I und II können im Foyer des Firmenunternehmens Ergo, früher Viktoria Versicherung, kostenlos im Anschluss an den Museumsrundgang besichtigt werden).

Ein Werk hängt sogar im Gästebad eines Leihgebers, erzählte schmunzelnd Felix Krämer, der Generaldirektor des Kunstpalastes. Funktionierende Netzwerke ermöglichten das Zusammentragen der Bilder, betonte er.

Gerhard Richter ist 92 Jahre alt und einige Leihgeber*innen sind ebenfalls in einem fortgeschrittenen Alter. 40 bis 50 Jahre haben die Bilder sie begleitet, haben am sozialen Leben der Besitzer*innen teilgenommen, z.B., wenn sich die Familie am Esstisch versammelte, führte der Kurator aus. Ein interessanter Gedanke! Vor der offiziellen Ausstellungeröffnung ließen sich einige ältere Ehepaare mit ihren Enkeln als Erinnerung vor "ihrem Gemälde" fotografieren. Rührend anzusehen, meinte Markus Heinzelmann.

 

Gerhard Richter, Wolke, 1976 Öl auf Leinwand, 200x300cm, Kunstpalast Düsseldorf (Leihgabe aus Privatsammlung) Gerhard Richter 2024 (0225)
Gerhard Richter, Wolke, 1976 Öl auf Leinwand, 200x300cm, Kunstpalast Düsseldorf (Leihgabe aus Privatsammlung) Gerhard Richter 2024 (0225)

Für Richter sind Landschaften Sehnsuchtsorte, sie verkörpern die Suche nach Harmonie und einem schlichten Leben. Ähnlich wie bei Caspar David Friedrich verbinden sich damit Gedanken, die sich mit der Erhabenheit der Natur beschäftigen.

Kompositionsprinzipien haben bei den abstrakten Bildern keine Bedeutung mehr für den Maler.

 

Die Malerei drängt das Motiv in den Hintergrund.

 

 

Gerhard Richter, Abstraktes Bild, 1983 Öl auf Leinwand 150x100cm Franz Haniel & Cie GmH Gerhard Richter 2024 (0041)

 

 

Ab 1966 war Gerhard Richter auf der Suche nach neuen Ideen. Es entstanden die ersten grauen Bilder. Er bestrich Leinwände mit grauer Farbe und registrierte die Qualitätsunterschiede zwischen den Grauflächen. "Die Bilder fingen an mich zu belehren", sagte er.

Gerhard Richter, Ausschnitt (Makart), 1971 Öl auf Leinwand 200x200cm
Gerhard Richter, Ausschnitt (Makart), 1971 Öl auf Leinwand 200x200cm

 

 

Kleine Ausschnitte aus Papier wurden zu großen abstrakten Gemälden, indem er sie abfotografierte und mit dem Diaprojektor auf monumentale Leinwände projizierte.

 

 

 

Gerhard Richter, Blumen 1977

Öl auf Leinwand, 40x50cm Privatsammlung

Ab 1989 experimentierte  Gerhard Richter mit Fotoabzügen, die er mit Öl- und Lackfarbe übermalte. 

 

Fotografie und Malerei als eigenständige Realitäten treten in einen Dialog.

Gerhard Richter, 1024 Farben, 1974 Lack auf Leinwand 96x96 Sammlung Henckel
Gerhard Richter, 1024 Farben, 1974 Lack auf Leinwand 96x96 Sammlung Henckel

Die  Ausstellung in Düsseldorf zeigt Werke, von denen einige noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen waren. Größtenteils befinden sie sich in Privatbesitz. Bis auf eine Ausnahme wollen die Sponsoren der Ausstellung anonym bleiben. Alle Leihgeberinnen und Leihgeber stammen aus dem Rheinland. Seit 10 Jahren hat es keine  große Richter Ausstellung mehr in Deutschland gegeben. Sie ist deshalb etwas Besonderes, da sie einen Überblick über das Schaffen des Künstlers in der Zeit von 1961 bis in die Gegenwart ermöglicht. Die Idee zu der Ausstellung entstand in der Corona Zeit, erklärte Felix Krämer, der Generaldirektor des Kunstpalastes. Lange Transportwege  für Bilder hielt man während dieser Zeit für schwierig. "Was also tun?" Die Museumsleitung erinnerte sich an die Werke Richters, von denen viele im Rheinland zu finden sind. (Entfernung zum Museum max. 150 km). Die Leihgeber*innen erklärten sich bereit ihre Gemälde dem Museum für einige Monate anzuvertrauen.

 

Der Schwerpunkt der Schau liegt auf der Malerei. Im Fokus steht die enorme Kreativität Richters, die große Bannbreite und Fülle seines Schaffens, die immer wieder überrascht. Mit Schwarz-weißen Fotobildern, die er übermalte, aber auch mit strengen Farbbildern und monumentalen Landschaften beweist er die Vielgestaltigkeit seiner Kunst. Die großen abstrakten Gemälde faszinieren durch ihre Farbintensität und stellen den Versuch dar, sich aller bisher bekannten Deutungen zu entledigen und die Grenzen der Malerei auszuloten.

 

Die Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf läuft bis Februar nächsten Jahres.

Öffnungszeiten

DI bis So 11 bis 18 Uhr, Do 11 bis 21 Uhr

Eintrittspreise 16 €, ermäßigt 12 €

Kinder unter 18 Jahren: freier Eintritt

Ticketverkauf: www.kunstpalast.de/de/shop/

Katalog: Kasse 49 €, Buchhandel 54 €,