Düsseldorf

Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf Duisburg

Hänsel und Gretel

Engelbert Humperdinck

Märchenspiel in drei Bildern

Text von Adelheid Wette

Musikalische Leitung Harry Ogg

Inszenierung Andreas Meyer-Hanno

Neueinstudierung Esther Mertel

 

Gesehen: 05.01.2025 (nachmittags)

 

Hänsel und Gretel. Generationen begeistern sich für die berühmten Geschwister aus dem Märchen der Gebrüder Grimm. Bis heute hat sich an der Beliebtheit nichts geändert. Seit über 50 Jahren präsentiert die Rheinoper zur Weihnachtszeit Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“. Die Produktion von Andreas Meyer-Hanno studierte Esther Mertel neu ein. Sie besitzt mittlerweile Kultstatus.

In Humperdincks romantischer Oper schickt die überforderte Mutter die Kinder in den Wald, um Beeren zu suchen. In der Version der Gebrüder Grimm dagegen werden sie auf Initiative der Stiefmutter im Wald ausgesetzt. Adelheid Wette, die Schwester Humperdincks, hatte zunächst nur ein Textbuch für ein Singspiel verfasst, später die Partitur durch Kinderlieder ergänzt. Die Uraufführung der Oper fand 1893 in Weimar unter der Leitung von Richard Strauß statt. Es war ein großer Erfolg

Die Inszenierung in der Rheinoper eignet sich für die ganze Familie. Sie erzählt die Geschichte nach klassischen Vorbildern und ist leicht verständlich. Ob finsterer Wald, böse Hexe oder Hexenhaus, die Bilder sind unmittelbar identifizierbar, Entschlüsselung nicht notwendig. Die Darsteller: innen geben den Charakteren prägnante Profile: Hänsel (Kimberley Boettger-Soller), mürrisch und zurückhaltend, Gretel (Heidi Elisabeth Meier), stimmfreudig, lustig und fröhlich. Ideal besetzt die Rolle der Hexe: Cornel Fry verkörpert sie mit Witz und Ironie.

Die fantasievoll erzählte Geschichte taucht ein in eine zauberhafte Märchenwelt. Knapp 2 ½ Stunden erleben die kleinen und großen Märchenliebhaber die Spielfreude des Ensembles und lassen sich berühren vom Schicksal der bitterarmen Kinder. Die Texte von Adelheid Wette werden überbordend eingeblendet. Obwohl die beiden in Armut leben, wirken sie nicht unglücklich. Aus Herzenslust singt und tanzt Gretel und animiert ihren Bruder mitzumachen. Hänsels Gestik zeigt deutlich, dass er dazu wenig Lust verspürt.

Über die populären Kinderlieder: „Brüderchen, kommt Tanz mit mir“ und „ein Männlein steht im Walde“ freut sich das Publikum. Dass Kinder nicht immer gehorchen, ist nicht neu. In der Inszenierung nutzen Hänsel und Gretel die Abwesenheit der Mutter, um allerhand Unfug zu treiben. Und werden daraufhin von ihr zur Strafe in den Wald geschickt, wo sie sich verirren. Verzweifelt suchen sie den Weg nachhause, nur schnell weg aus dem unheimlichen Wald, wo Gefahren lauern und die Hexe ihr Unwesen treibt. Als sie das Knusperhaus mit den leckeren Lebkuchen entdecken, fühlen sie sich wie im Schlaraffenland. Obwohl die Hexe sie bemerkt hat und nach ihnen ruft, lassen sie sich nicht stören und naschen weiter von den verführerischen Leckereien. Schließlich überlisten sie mutig die Knusperhexe, die Hänsel zuvor in den Käfig gesperrt hat, um ihn zu mästen und zu verspeisen. Sie schubsen sie in den Feuerofen. Große Freude im Zuschauerraum, die Hexe kommt als gebackener Lebkuchen heraus. Letztlich befreien die Geschwister noch eine Gruppe anderer Kinder und finden ihre Eltern wieder.

Musikalisch ist die Oper ein Genuss, bereits die Ouvertüre lässt das erahnen. Für die kleinen Zuschauer eine Geduldsprobe, sie freuen sich, als sich der Vorhang endlich hebt. Die Themen in der Oper werden präzise herausgearbeitet. Unterschiedliche Instrumentengruppen vereinigen sich zu einem differenzierten Klangbild. Musik und szenische Umsetzung feinsinniger Passagen und dramatischer Höhepunkte gelingen brillant. Die Abendsegen Arie beeindruckt zutiefst: 14 Engel sind daran beteiligt, sie decken die Kinder mit ihrem Körper zu und beschützen sie. Poesie pur.

Die Begeisterung über das zeitlose Märchen ist riesengroß. Große Heiterkeit zum Schluss, als die Hexe mit ihrem Besen dem Dirigenten kräftig auf den Hinterkopf schlägt.

Über den glücklichen Ausgang des Märchens sind die Zuschauer: innen hocherfreut und gehen zufrieden nachhause.

Ursula Harms-Krupp (07.01.2025)

 

Zu sehen: 10.01. und 19.01.2025 in Düsseldorf, 11.01. in Duisburg

www.operamrhein.de